Vom Geheimnis reifer Persönlichkeit. 1

Vom Geheim­nis gechillt nicht alles tun zu müs­sen. Vom Geheim­nis sich zu fokus­sie­ren.

Oh end­lich Urlaub! Vor zwei Wochen ging es los Rich­tung Hol­land. Unter­wegs haben wir bei Freun­den Zwi­schen­stopp  gemacht. Auf die Nach­frage, ob sie mir nicht noch eine Urlaubs­lek­türe hät­ten, kam das Buch von Tho­mas Härry: „Die Kunst des rei­fen Han­delns“ in mein Gepäck.Ein sehr inspi­rie­ren­des Buch eines Schwei­zer Theo­lo­gen. Es moti­viert mich nun, über die­ses Thema eine Arti­kel­se­rie zu schrei­ben, da es ja das Kern­thema die­ses Blogs trifft: Was macht reife Per­sön­lich­keit aus und wie lernt man diese Per­sön­lich­keits­kunst? Tho­mas Härry hat sein Buch mit sei­ner Theo­lo­gen­brille geschrie­ben. Ich werde das Thema eher mit mei­ner indi­vi­du­al­psy­cho­lo­gi­schen Bera­ter­brille schrei­ben. Inhalt­lich liegt das nicht weit aus­ein­an­der. Es geht darum, unreife Anteile der Per­sön­lich­keit zu ent­de­cken und rei­fes Den­ken und Han­deln zu trai­nie­ren und zu för­dern. Dadurch wirst du Lebens­qua­li­tät gewin­nen und Gott wird mehr Raum in dei­nem Leben bekom­men!

Heute möchte ich mit einem Kenn­zei­chen rei­fer Men­schen begin­nen:
Vom Geheim­nis gechillt nicht alles tun zu müs­sen. Vom Geheim­nis, sich zu fokus­sie­ren.

Vor eini­gen Jah­ren gab es den Trend, über Tests und Semi­nare seine Gaben und Stär­ken her­aus­zu­fin­den, um sich geziel­ter ein­brin­gen zu kön­nen. Dem möchte ich mit die­sem Arti­kel noch eins oben­drauf set­zen: Es ist min­des­tens genauso wich­tig, neben dem Wis­sen was man gut kann zu wis­sen was man nicht kann und des­halb auch nicht tun muss.
Men­schen, die los­las­sen kön­nen, weil sie wis­sen, dass sie für diese Auf­gabe nicht die Rich­ti­gen sind, sind ein Segen. Lei­ter, die ers­tens wis­sen für was sie nicht begabt sind und es dann zwei­tens auch nicht tun, sind ein Segen!

Oft hat man ja Freunde oder wie ich einen Ehe­part­ner, der viel von dem abdeckt, was man sel­ber nicht hat. Ich bin bei uns die Quelle krea­ti­ver Pro­jekte wie z.B. die­sen Blog. Was wäre ich aber ohne mei­nen Mann, der als Lek­tor die Texte abrun­det? Dazu feh­len mir ver­mut­lich die Syn­ap­sen. Das ist nicht mein Ding.
Gott hat nicht den Anspruch, dass du das Gegen­teil dei­ner Bega­bun­gen auch noch abde­cken sollst.
Wenn du weißt, wo deine Gaben­gren­zen ver­lau­fen, för­dert dies auto­ma­tisch gegen­sei­tige Ergän­zung und ein sozia­les Mit­ein­an­der mit Geben und Neh­men.

Der per­fek­tio­nis­ti­sche Anspruch, den du viel­leicht an dich hast- alles kön­nen zu wol­len, über­all mit­re­den zu wol­len, ist nicht Got­tes Plan.

Das Wis­sen um deine Gren­zen ist durch­aus eine Bur­nout- und Stress-Prä­ven­tion. Es fährt deine Über-Ver­ant­wor­tung her­un­ter, denn du bist nur für deine Beru­fung ver­ant­wort­lich.

Trai­niere eine innere Wert­schät­zung der Berei­che, die du nicht hast. Auto­ma­tisch lebt man fokus­siert seine eige­nen Bega­bun­gen. Zum Bei­spiel wenn du eine Kigo Gruppe lei­test und die Gabe der Orga­ni­sa­tion hast, dann schau auch, dass der Bereich, den du nicht abde­cken kannst, z.B. span­nende Geschich­ten zu erzäh­len, von jeman­den ande­rem abge­deckt wird. Du wirst pro­fi­tie­ren, weil du ent­las­tet wirst und die Kin­der ebenso, weil es ein sehr coo­les Pro­gramm wird.
Wenn du in einer Lei­tungs­auf­gabe stehst, dann suche dir Leute an deine Seite, die deine Ergän­zung abde­cken. Wie toll wäre es, wenn Gemein­de­lei­tungs­teams so zusam­men­ge­stellt wer­den: was der Pas­tor nicht abdeckt wird ins Team geholt.

Mein Mann arbei­tet in einer Behörde. Er hat in sei­ner Lauf­bahn ver­schie­dene Vor­ge­setzte gehabt. Die, die wuss­ten wovon sie Ahnung haben und wovon nicht waren die Bes­ten. Kein Chef muss in allen Fach­fra­gen mit­re­den. Zur rech­ten Zeit die Leute, die die Ahnung haben, frei ihre Arbeit machen zu las­sen dient am bes­ten dem gemein­sa­men Ziel. Du tust dei­nen Mit­men­schen und eurem gemein­sa­men Ziel einen Dienst, wenn du weisst, wo du keine Gaben hast.

Wenn du kon­se­quent die Dinge lässt, die nicht deine Auf­gabe sind und gute Lösun­gen dafür suchst, wird es dich befreien und erleich­tern. Da spu­ken oft Ansprü­che dei­ner Eltern in dei­nem Kopf herum, was man alles als gute Mut­ter oder als guter Pas­tor oder als guter Mit­ar­bei­ter einer Firma zu tun hat. Defi­niere neu deine Rolle und deine Beru­fung für dein Leben heute und for­mu­liere auch, was nicht zu die­ser Rolle und Beru­fung gehört.

Es kos­tet den Ent­schluss und die Kraft los­zu­las­sen.
Es kos­tet die Bereit­schaft unper­fekt zu sein.

Wenn du eine Lei­tungs­po­si­tion hast wie in der Fami­lie oder Gemeinde, dann kannst du die Füh­rung in einem neuen Stil wei­ter­füh­ren. Das gemein­same Ziel ist die Maxime, nicht deine Omni­prä­senz.

Die Bibel geht klar davon aus, dass kei­ner alle Gaben und Geis­tes­ga­ben hat. Du lebst die Idee Got­tes, wenn du weißt, was du nicht abde­cken kannst und Dinge dele­gierst. Dahin­ter steckt die Idee der Ergän­zung, der Schön­heit durch Viel­falt.

Ich merke immer wie­der, wenn ich rei­fen Per­sön­lich­kei­ten begegne, dass sie oft wis­sen, wo ihre Gaben-Gren­zen ver­lau­fen. Sie strah­len dadurch eine Gelas­sen­heit und Ruhe aus. Ihr Wert ist nicht damit ver­knüpft, alles abde­cken zu müs­sen. Sie wir­ken dadurch klar und fokus­siert und ver­zet­teln sich nicht.

Ver­tie­fung:
Was sind Dinge, die du nicht gut kannst und auch nicht kön­nen musst?
Beginne ein Trai­ning: Beob­achte, wie oft Du Dinge über­nimmst, die dir gar nicht ent­spre­chen und die gar nicht dein Job sind?

Wel­ches Rol­len­bild drängt dich dazu?

Hänge dir meh­rere Zet­tel mit die­ser Frage auf- z.B. an den Kühl­schrank, den PC und die Bibel und beob­achte in ver­schie­de­nen Umfel­dern: Fami­lie, Beruf, Gemeinde. „Wel­che Auf­gabe ent­spricht mir und wel­che nicht?
Wie gut kannst du dele­gie­ren?

Es ist auch in der Fami­lie super wich­tig, dass die Kin­der mer­ken, Mama und Papa sind nicht die eier­le­gen­den Woll­milch­säue. Wo über­nimmst du auch da Dinge, die dir nicht ent­spre­chen? Sprich es mal freund­lich an und sam­melt gemein­sam Vor­schläge wie man diese Sache auch anders lösen könnte.
Gehe auf Beob­ach­tung, wel­che Dinge du an deine Fami­li­en­mit­glie­der dele­gie­ren kannst.

Kennst du das alte Sprich­wort: Schus­ter bleib bei dei­nen Leis­ten? (Ein Schus­ter ist ein Schuh­ma­cher.)
Es trifft genau die­ses Thema.
Ein Schus­ter ist ein Schus­ter und kein Bäcker und kein Mau­rer.
Des­halb mach dich auf den Weg um her­aus­zu­fin­den wo du bäckst und mau­erst um fokus­siert zu dei­nen Leis­ten zurück­zu­keh­ren.

Bild­rechte: A.Winkler

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