Trotz Krise glücklich. Oder: Was du von Viktor Frankl lernen kannst.

Der ganze Glo­bus hält in die­ser Krise den Atem an. Ange­spannt beob­ach­ten wir die Lage.
Doch mit der Zeit wird uns klar, dass die Aus­nah­me­si­tua­tion nicht so schnell über­stan­den ist.
Dass das nicht mit Augen zu und durch zu schaf­fen ist.
Wir müs­sen uns wohl auf län­gere Ein­schrän­kun­gen, auf Fremd­be­stimmt wer­den ein­rich­ten.
Das bedeu­tet, wir brau­chen eine Stra­te­gie, um unser Glück und unsere innere Zuver­sicht zu
erhal­ten.

Wer ist da als Rat­ge­ber nicht bes­ser geeig­net als Vik­tor Frankl, der im drit­ten Reich vier
Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger inner­halb von drei Jah­ren durch­lebt hat. Er hat diese unglaub­lich
zuge­spitzte Not und Kri­sen­zeit ohne Bit­ter­keit gemeis­tert.
Was würde er nun zu die­ser Frage sagen: Wie kann ich selbst in einer Krise mit
Ein­schrän­kun­gen und Fremd­be­stim­mung glück­lich blei­ben?
Gibt es Dinge, die selbst in einer Krise Glück för­dern?
V. Frankl ist ja 1997 gestor­ben, so kön­nen wir nur aus sei­nen Büchern und Vor­trä­gen die
Ant­wor­ten fin­den:
Solange der Mensch einen Sinn in sei­nem Leben sieht, erlebt er Glück.
Aha. Glück ist mit dei­nem emp­fun­de­nen Sinn gekop­pelt.

Bei vie­len Men­schen hat die aktu­elle Krise den bis­he­ri­gen Sinn, ihre bis­he­rige Auf­gabe
ver­än­dert, bedroht. Durch Arbeits­ver­lust o.ä.. Hierzu sagt Frankl wei­ter:

Das Leben hat unter ALLEN Umstän­den Sinn. Sei es durch Gestal­ten einer Situa­tion oder im
tap­fe­ren Ertra­gen des Unab­än­der­li­chen.

Sinn gibt es unter allen Umstän­den. Das bedeu­tet dein Glück ist unab­hän­gig der Umstände!
Glück folgt Sinn!

Wer ist nun dieser herausfordernde Mann?
Vik­tor Frankl

1905 in Wien gebo­ren, Vater der Logo­the­ra­pie. Arzt, Psych­ia­ter und Zeit­ge­nosse von Sig­mund Freud und Alfred Adler.
Er war Jude und hat die Mög­lich­keit aus­zu­wan­dern ver­strei­chen las­sen, um seine Eltern durch sei­nen Depor­ta­ti­ons­schutz, den er als Arzt hatte, zu schüt­zen.
1941 hei­ra­tet er.
Er sabo­tierte die Eutha­na­sie von Geis­tes­kran­ken.
Einige Monate spä­ter wurde die Fami­lie depor­tiert.
Vik­tor Frankl durch­lief in drei Jah­ren vier Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Er durch­lebte den schlimms­ten vor­stell­ba­ren Alp­traum. Nach Kriegs­ende und der Befrei­ung hat er in sei­ner Hei­mat Wien kei­nen sei­ner Freunde und Fami­lie mehr vor­ge­fun­den. Zwei Geschwis­ter sind emi­griert.
Er ging ohne Hass und Bit­ter­keit aus die­ser Zeit wie­der an seine Arbeit.

Frankl beschreibt, dass ein Mensch auf drei Ebe­nen Sinn erlebt:
- Auf täti­ger Ebene, wenn ein Mensch auf schöp­fe­ri­scher Weise Werte ver­wirk­licht.
- Auf der Erleb­nis Ebene, erle­ben und genie­ßen von Schön­heit, Kunst, und Natur.
- Auch das Leben behält Sinn, wenn Gestal­ten und Erle­ben nicht mehr vor­han­den ist wie im KZ. Wenn Leben über­haupt einen Sinn hat dann, muss auch Lei­den einen Sinn haben. Gehört doch das Leid zum Leben. Das ist nun der Sinn des zuver­sicht­li­chen kon­struk­ti­ven Ertra­gens.
Die geis­tige Frei­heit des Men­schen, die man ihm bis zum letz­ten Atem­zug nicht neh­men kann, lässt ihn auch noch bis zum letz­ten Atem­zug Gele­gen­heit fin­den, sein Leben sinn­voll zu gestal­ten. Selbst im Leid gibt es ein so oder so.
Selbst aus aus­weg­lo­sen Situa­tio­nen kann ein Mensch Sinn her­aus­quet­schen, destil­lie­ren.
Dann sind wir wie­der bei Ebene eins und zwei: das Gestal­ten der Hal­tung, der inne­ren Ein­stel­lung, in der der Mensch seine Werte ver­wirk­licht und dadurch Sinn erhält und erlebt.

Frankl konkret

Hier kommt nun die Stra­te­gie, mit der du dein Glück in Kri­sen för­dern kannst:
Zuerst kläre ein­mal für dich, wel­che Krise dir gerade Mühe macht. Was daran ist für dich schwie­rig?
Wel­ches Gefühl löst diese Schwie­rig­keit in dir aus?
Wel­che Rolle oder Posi­tion musst du zwangs­läu­fig ein­neh­men.
Baue dir nun aus Fran­kls 3 Ebe­nen einen Punkt in dei­nen All­tag ein:

— Ebene 1: Suche dir gestal­te­ri­sche Auf­ga­ben oder Hob­bies.
Jeder Mensch emp­fin­det etwas ande­res als schöp­fe­risch und gestal­tend. Was gehört für dich in die­sen Bereich? Wo kannst du dein gestal­ten­des Poten­tial leben? Die Krise schränkt dich an man­chen Stel­len ein, des­halb schaffe neue Berei­che, in denen du schöp­fe­risch sein kannst.

- Ebene 2: Baue dir schöne Dinge, die du geniesst, in dei­nen All­tag ein.
Plane dir für jeden Tag eine Dosis Erleb­nis ein.
Auch hier tickt jeder Mensch anders, wo geht dir das Herz auf?

Ebene 3: Gestalte dei­nen inne­ren Spiel­raum, deine innere Macht.                                                                                           
Du bist frei, zu den Kri­sen­be­din­gun­gen eine Ein­stel­lung, eine Posi­tion zu wäh­len. Wenn du 
z.B. deine Königs­kind­krone inner­lich auf­setzt, haben die Bedin­gun­gen nicht mehr die 
Macht über dein Befin­den. Wel­che Rolle willst du ein­neh­men? 
 
Wel­che die­ser Fra­gen spricht dich beson­ders an? Schreibe sie dir auf und stelle sie dir jeden
Mor­gen
Frankl persönlich

Für mich per­sön­lich bedeu­tet diese Krise eine Reihe von Ein­schrän­kun­gen. Z.B. ist mein
Kunst­hand­wer­ker Stand­bein kom­plett weg­ge­bro­chen. Auch auf der Bezie­hungs­ebene leide ich unter den Ein­schrän­kun­gen z.B. meine Eltern nur bedingt besu­chen zu kön­nen.

Da tut es mir enorm gut, im Schwarz­wald wan­dern zu gehen Das ist gro­ßes Erleb­nis­kino: Sonne auf der Haut, ein Gril­len­in­ter­mezzo, Far­ben und Blu­men im Wett­streit. Und eine herr­li­che Weite. Erlau­fene Weite lässt mich unfrei­wil­lige Enge durch Ein­schrän­kun­gen leich­ter tra­gen. Das ist Fran­kls zweite Ebene: Genie­ßen und erle­ben von Schön­heit för­dert das Gefühl, an einem sinn­vol­len Platz, auf einen sinn­vol­len Weg zu sein. Und damit för­dert es mein Glück. Ich kann mein Glück för­dern indem ich mir sol­che Aktio­nen ein­plane. Genial!

Fokus­siert kann man von Vic­tor Fran­kls 3 Ebe­nen sagen:
Alles was du schöp­fe­risch gestal­ten kannst, för­dert dein Emp­fin­den für Sinn und Glück.
Alles was du Schö­nes erle­ben kannst, för­dert dein Emp­fin­den für Sinn und Glück
Auch das Bewusst­sein, dass selbst das Erdul­den einen Sinn hat und so oder so von dir als Mensch gestal­tet wer­den kann.

Lass dich inspi­rie­ren, deine Gestal­tungs­räume zu nut­zen, um somit Sinn in schwie­ri­gen
Zei­ten mit Glück im Gepäck zu för­dern.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.